Build, measure, learn.. test? Das Webstartup TestingTime positioniert sich als Dienstleister für Benutzertests.

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Nicht erst seit Lean Startup ist es zum Mantra geworden; «stell den Nutzer ins Zentrum» ist mittlerweile der wohl wichtigste Glaubenssatz für Startupgründer. Bei vielen bleibe er aber ein Lippenbekenntnis, meint Reto Lämmler. «Wenn es an die Umsetzung geht, macht man immer Abstriche.» Denn für benutzerzentriertes Entwickeln brauche es Tests – und die kämen aufgrund ihres Aufwands meist zu kurz.

Das im Hinterkopf hat Lämmler ein Startup lanciert, welches sich hier als Dienstleister positioniert. Es ist sein drittes eigenes Unternehmen. Der Ex-Doodler und Xcellery-Gründer hatte zuletzt vor einem Jahr zusammen mit André Huber die App RememberTheName lanciert. Diese hilft beim Networking, indem sie Nutzer ihr Namensgedächtnis trainieren und Kontakte aus sozialen Netzwerken auswendig lernen lässt. Eine Windows Phone App ist zur Zeit als private Beta verfügbar.

Die erste Herausforderung bei Benutzertests ist, dass zunächst einmal passende Leute gefunden werden müssen, die App oder Website ausprobieren. Darauf baut der Service von TestingTime: Das Startup organisiert Testnutzer. Der Auftraggeber bestimmt Kriterien und gewünschte Termine, TestingTime liefert die Tester. Bislang handelt es sich um moderierte Remote-Tests, die online stattfinden. Dabei sind Tester und Auftraggeber via Sprachchat in Kontakt. Die Gründer wollen nun herausfinden, ob auch Tests vor Ort ein Kundenbedürfnis sind. 

Startschuss am StartupCamp

Der Aufbau des Diensts, den das Team bewusst schlank aufgezogen hat, ging zügig. Ende Februar startete die Umsetzung, mittlerweile ist der Service angelaufen und Kundeninteresse vorhanden, so Lämmler: «Daran, dass Kreditkarten gezückt werden, sehen wir, dass Zahlungsbereitschaft besteht.» Bislang haben die Gründer ihren Dienst noch nicht aktiv beworben, sondern erst in ihrem Netzwerk gestreut und auf diesem Weg erste Kunden ins Boot geholt, darunter Adecco, Ginetta und die Hochschule Rapperswil. Ein Herausforderung beim Projekt ist die rechtliche Situation. Wenn das Startup für Unternehmen Testnutzer organisiert, ist es nach Schweizer Recht ein Arbeitsvermittler. Darum steht eine Anpassung des Diensts in Aussicht, um das zu vermeiden: «Wir wollen TestingTime in Zukunft als Usability-Service und nicht als reine Personenvermittlung positionieren», so Lämmler. Zurzeit arbeitet TestingTime mit einem Startup-Partner, der eine Arbeitsvermittlungs-Lizenz besitzt.

TestingTime ist ein Joint Venture zwischen Lämmlers 58rocks und virtuallyhandmade von Rahel Vils. Am Startupcamp lernten die beiden den ehemaliger Microsoft Entwickler Steve DuMosch, kennen. Er ist seit einigen Wochen mit im Boot. Sie arbeiten bisher als verteiltes Team, mit einer klaren Rollenaufteilung: Rahels Vils hat die Hoheit in Designfragen, Steve DuMosch amtet als CTO und Lämmler kümmert sich um Projektleitung und Marketing. Die Gründer haben TestingTime mit eigenem Geld gestartet. Das Ziel sei aber, «bis Ende Jahr einen nachhaltig bewiesenen Business Case zusammen zu kriegen, der interessierten Investoren präsentiert werden  kann.»