Startups und Versicherungen – unser Gastautor erklärt, wie man eine AG oder GmbH versichert und dabei Geld sparen kann.

Gastbeitrag von Philippe Blank, bfox-Gründer und Versicherungsexperte

Jungunternehmer sind risikobereit. Mein erster und wichtigster Spartipp ist entsprechend einfach. Man soll nur das versichern, was die Existenz der Firma im Schadensfall gefährdet (z.B. Liquidität) oder die finanzielle Zukunft der Gründer ruinieren kann (z.B. Arbeitsunfähigkeit).

Spartipp 1: Versichere nur, was essentiell ist!

Der Versicherungsbedarf kann grob in drei Kategorien unterteilt werden:

1. Bei den Betriebsversicherungen ist die Betriebshaftpflicht quasi zwingend. Geht etwas im Unternehmen schief und eine Person fordert Schadenersatz, dann springt die Versicherung ein. Diese Versicherung ist sofort nach der Gründung abzuschliessen. 

Oft wird die Sachversicherung als Paket mit der Haftpflichtversicherung angeboten. Wer wenig Waren lagert und günstige Betriebseinrichtungen hat, kann dieses Risiko zu Beginn selbst tragen. Der Baustein «Betriebsausfall» ist gegebenenfalls sinnvoll. Wer aufgrund eines Sachschadens (z.B. nach Brand) nicht arbeiten kann, erhält eine Entschädigung von der Versicherung.

Auf die Gebäudeversicherungen können viel Unternehmer verzichten, da die Räumlichkeiten gemietet werden. Wer im grösseren Stile Waren versendet, sollte sich überlegen, wie viel bei einem Transport beschädigt werden kann. Zumindest zu Beginn sind die Schäden oft überschaubar und eine Versicherung ist Luxus.

2. Eine Rechtsschutzversicherung für junge Unternehmer ist sinnvoll. Als Unternehmer und Arbeitgeber betritt man Neuland – meist nicht im fachlichen Bereich, sondern auf Nebenkriegsschauplätzen. Ein Arbeitnehmer kann zum Beispiel klagen während das Geld für Anwaltskosten fehlt. Mit steigender Erfahrung wird der Schutz durch eine Versicherung tendenziell weniger wichtig.

3. Personenversicherungen
Jede juristische Person muss eine Unfallversicherung (UVG) abschliessen. Dies ist sofort nach der Gründung zu tun. Achtung: Es gibt Anbieter, welche mit günstigen Prämien locken. Erfolgt der erste Unfall, kann dieser Prozentsatz stark steigen. Hier lohnt es sich, vorher kritisch nachzufragen.

Fällt der Unternehmer oder ein Mitarbeiter wegen einer Krankheit aus, dann muss das Unternehmen den Lohn eine gewisse Zeit lang weiter bezahlen. Ist man als Gründer krank, dann fällt der Lohn bis zu zwei Jahre komplett aus. Eine Krankentaggeldversicherung ist hier sinnvoll und sollte abgeschlossen werden. Mein Tipp: Es ist möglich, nur die Gründer bei Krankheit zu versichern. Das heisst, einem kranken Mitarbeiter muss nur während einiger Wochen das Gehalt weiterbezahlt werden – dieses Risiko ist tragbar.

Pensionskasse/BVG: Es besteht ein Obligatorium. Die Versicherungen bieten eine Vielzahl von Lösungen; für junge Unternehmen reichen Minimalvarianten bei Todesfall, Invalidität, und so weiter. Hier ist es fast unmöglich, ohne Beratung, das richtige Produkt zu finden. Das bringt mich zu Spartipp 2:

Spartipp 2: Vergleichen

Unternehmensversicherungen unterscheiden sich preislich stark. Da die Prämie oft von Lohnsumme und Umsatz abhängt (und beides ja steigen soll), machen kleine Abweichungen bei der Prämienberechnung plötzlich viel aus. Es lohnt sich mehrere Offerten von einem Broker einholen zu lassen. Tipp: Wer wenig Erfahrung mit Versicherungen hat, sollte sich an einen unabhängigen Versicherungsexperten wenden. Der Service ist oft kostenlos. Da Startups für (grosse) Broker nicht wirklich ein lukratives Geschäft bedeuten, sind kleinere Brokerfirmen geeigneter. Es gilt jedoch auf die Qualität der Firmen zu achten. Referenzen und Kundenbewertungen sollten berücksichtigt werden. (Siehe auch die Warnliste vom Ktipp)

Spartipp 3: Pakete lohnen sich am Anfang kaum

Viele der grossen Gesellschaften bieten Paketlösungen für KMUs an, zum Beispiel «Multirisk» oder «All-Risk». Diese Pakete schützen vor den wichtigsten Risiken und bieten mehr Leistungen als eine Kombination von Einzelpolicen. Für neue Firmen sind die Pakete aber oft zu umfassend. Mein Tipp: Fordert einen Kombi-Rabatt, wenn ihr mehrere Versicherungen an einem Ort kauft.

Spartipp 4: Regelmässig nachprüfen

Bleibt flexibel und überprüft die Risikosituation nach zwei bis drei Jahren: Es macht kaum Sinn, jedes Jahr die Versicherungsprämie optimieren zu wollen. Umso wichtiger ist es, zu Beginn das Richtige und nicht zu viel zu versichern. Nach zwei bis drei Jahren muss man wohl oder übel nochmals über die Bücher. Es gilt, die Verträge neu zu verhandeln und basierend auf der neuen Situation Änderungen vorzunehmen. Tipp: Fragt immer nach kurzen Vertragslaufzeiten oder einem jährlichen Kündigungsrecht.

Versicherungstipps vom Profi zu einem Startup-Thema gibt es regelmässig auf Startwerk. Wer eine Frage oder einen Themenvorschlag für unseren Gastautor unterbringen möchte, tut dies am besten via die Tippsbox. Zum Autor: Philippe Blank schloss ein BWL-Studium an der Universität St.Gallen (HSG) ab und war sieben Jahre bei der Boston Consulting Group im Banken- und Versicherungsbereich tätig. Er ist Mitgründer des Versicherungsvergleichs www.bfox.ch.