Kurze Fragen, kurze Antworten: Regelmässig stellt sich ein Startupper unserer Fragerunde. Diesmal die CEO eines ETH-Spin-offs, das schlaue Software für Stadtplaner entwickelt.

Baut Städte in 3D nach: Antje Kunze

Was ist die Idee hinter SmarterBetterCities?
SmarterBetterCities baut intuitive web-basierte Stadtplanungsswerkzeuge im Software-As-A-Service Format, die die Planung von nachhaltigen, klimafreundlichen und ressourcenschonenden Städten unterstützen.

Kannst du Beispiele für Anwendungen machen?
Städte sind stark gefordert, wenn es um die Erstellung von städtebaulichen Szenarien mit detaillierten Auswertungen geht. Sie wollen wissen, wie gross die Kapazität in den gegenwärtigen Zonenplänen ist und wie sie nachhaltiges Wachstum fördern können. Es gibt einen grossen Bedarf in der Stadtplanung, diese Planungsszenarien schnell zu visualisieren und gegenüberzustellen. Noch fehlen dafür intuitive Werkzeuge.

Woran arbeitet ihr zurzeit? 
Das erste Release unseres 3D-Stadtbaukastens ist für Juli 2013 geplant. Wir haben bereits zwei Mandate für kundenspezifische Software. Einmal für das Städtebauamt der Stadt Zürich, für das wir ein interaktives, parametrisch veränderbares Zonenplan-Modell realisieren. Ferner entwickeln wir für Sika Services 3D-Modelle für eine SikaSmartCity Trainings- und Verkaufsplattform.

Ihr habt von Anfang an eng mit einem anderem Startup zusammengearbeitet – den 3D-Spezialisten von Esri, früher Procedural. Ist Kooperation etwas, zu dem du Startups allgemein raten würdest? 
Kooperation finde ich sehr wichtig. Im akademischen Umfeld ist es einfacher, diese Kooperationen herzustellen und zu festigen. Mit Pascal Müller, dem Gründer von Procedural Inc., haben wir schon seit 2006 eng zusammengearbeitet als dessen CityEngine noch ein akademischer Prototyp war. An der ETH Zürich haben wir mit Procedurals ersten Versionen der Stadt-Simulationssoftware mit unseren Architekturstudenten Zukunftsstädte und Stadt-Utopien gebaut. Nun arbeiten wir mit unserem Startup Hand in Hand mit dem Esri R&D Center Zurich.

Ihr seid auch bei Climate-KIC dabei, einem EU-Forschungsprogramm zu Clean-Tech. Was hat Stadtplanung mit Klimawandel zu tun?
Städte sind weltweit für 60-80 Prozent der CO2-Emissionen und anderer Treibhausgase verantwortlich und bereits heute leben mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Climate-KIC unterstützt Ideen in der Stadt- und Verkehrsplanung, die potentiell Verbesserungen für das Klima bringen. Unser Startup ist ein Ergebnis des Climate-KIC-Projekts Smart Urban Adapt. Innerhalb dieses Projektes haben wir einen Auftrag und finanzielle Unterstützung dafür, unsere ersten Produkte zu entwickeln.

Eure Produkte richtet sich ja an Stadtplaner, die öffentliche Hand. Ticken diese als Kunden anders als die Privaten?
Wir haben bereits gute Erfahrungen mit Industrie und öffentlicher Hand gemacht, es gibt fast keine Unterschiede. Nachteilig für Startups kann allenfalls der Prozess zur finalen Auftragsvergabe sein – beide müssen Ausgaben langfristig vorplanen. Glücklicherweise konnten wir an der ETH mit Pilotprojekten beginnen, das Vertrauen aufbauen und diese fast zeitlich nahtlos mit Mandaten fortführen.

Warum bist du Unternehmerin geworden und was wäre deine Alternative im Berufsleben?
Der Wunsch war immer schon da, meine Erfahrungen und Methoden, die ich durch meine Forschungsarbeiten an der ETH erworben habe, in die Praxis zu bringen. Durch das Climate-KIC-Projekt kam dies früher als gedacht. Dieses Jahr werde ich mein Doktorat abschliessen, daher bewege ich mich auch stark im akademischen Umfeld. Eine Fortsetzung meiner akademischen Laufbahn kann ich mir sehr gut vorstellen.

Hast du ein Vorbild?
Als frisches Spin-Off der ETH orientieren wir uns an Kollegen, die auch den Schritt von der Forschung in die Praxis gemacht haben. Die besten Vorbilder sind für mich diejenigen, die ein engagiertes Team aufbauen konnten, die gern ihr Gründer-Wissen mit anderen teilen und sich als Mentoren Zeit für andere nehmen.

Welches Startup sollen wir als nächstes in dieser Rubrik bringen?
Ein wirklich innovatives Startup aus den Bereichen Entertainment und Gaming ist Faceshift mit Thibaut Weise und Brian Amberg.

Kurze Fragen, kurze Antworten: Einmal pro Woche horchen wir in dieser Fragerunde einen Startup-Gründer aus. Das Format funktioniert wie eine Staffette; der jeweilige Interviewpartner sucht den nächsten aus.