Adrian Bührer ist Jungunternehmer, leitete students.ch und investiert in Startups. Sein jüngster Wurf ist Skim, ein Kennenlern-Spiel auf Facebook. Wir fragen ihn nach Skims Geschäftsmodell und warum Geld verdienen im Netz früher einfacher war.

Von students.ch zu Onlinegames: Adrian BührerStudents.ch war dein erstes Startup, wie fing das an?
1999 ging die Website online, damals noch als Swiss Students Magazine, gestartet von Jan Vichr. Markus Okumus und Frank Renold kamen später dazu, 2000 dann ich. Die ersten zwei Jahre arbeiteten wir ohne Lohn, alle hatten Nebenjobs – ich verkaufte Notebooks und studierte noch nebenbei an der Uni Zürich. 2002 gründeten wir dann die Students GmbH.

Was änderte sich da?
Mit der Firmengründung kam die Seriösität rein. Das empfehle ich auch allen: Gründe einfach mal deine Firma. Mental bewirkt das viel, vorher ist es ein Hobby oder eine Spielerei. Ich gab 9’000 CHF in die GmbH-Gründung, damals mein ganzes Erspartes. Ich dachte: «Jetzt muss es was werden.»

2002 war kurz nach dem Dotcom-Crash.. 
Es war eine schwierige Zeit. Mit Internet und digitalen Geschäftsmodellen hatten alle viel Geld verloren. Als wir auszogen, um Banner zu verkaufen, wurden wir oft zum Teufel gejagt. Aber wir waren alle so überzeugt, dass wir nicht daran gezweifelt haben, auf das richtige Pferd zu setzen.

Ihr habt auch quasi auf alle Pferde gesetzt, mit einer breit aufgestellten Plattform. 
Das war unser Erfolgsrezept. Alles rund ums Studium anbieten: Wir fragten, was der Student will. Er will eine Wohnung, einen Job, er will Flirten und abends weggehen, und er will Hilfe rund ums Studium. So haben wir die Plattform entwickelt.

Heute rät man Startups immer zu Fokus, ein zu breiter Ansatz sei gefährlich. Warum hat das bei euch trotzdem geklappt?
Wir hatten zehn Jahre Zeit und konnten organisch wachsen. Heute hast du als Startup noch eins, das macht viel aus. Und der Werbemarkt war anders. Heute hast du mehr performance-abhängige Formate und die Kunden sind viel anspruchsvoller.

Onlinewerbung war einfacher?
Wir mussten damals nicht einmal Reportings machen. Die Leuten fanden, «Studenten und Internet, das ist total spannend.» Sie wollten höchstens einen ausgedruckten Screenshot ihres Banners sehen. Das ist heute anders.

Ihr wart also weniger unter Druck als Startups heute.
Du konntest damals mit guten Salesleuten langfristige Deals machen und hattest dann Raum zum Arbeiten. Heute ist der Wettbewerb härter und du musst dich immer benchmarken mit anderen. Und die Preise sind stark gesunken. Wir konnten damals einen Tausenderkontaktpreis von 70 Franken locker durchbringen. Mittlerweile ist das noch ein Bruchteil.

students.ch, anno 2008Werbung als Geschäftsmodell, ist das vorbei?
Ich persönlich investiere nicht mehr in Startups, die sich hauptsächlich durch Werbung finanzieren. Ich glaube nicht mehr daran, dass Onlinewerbung allein genug Revenue bringt, ausser vielleicht für die ganz grossen Portale wie Blick oder 20Minuten.

Wie soll dann Geld verdient werden?
Du musst deine Geschäftsmodelle anders bauen. Sobald du in ein Transaktionsgeschäft hineingehst und Nutzern einen Mehrwert bietest, hast du gute Chancen. Die Zahlungsbereitschaft im Internet steigt glücklicherweise rasant. Aber austauschbaren Content anbieten und mit Werbung finanzieren, das geht künftig nicht mehr so einfach.

War das bei deiner Rückkehr in die Startup-Szene wichtig?
Ja, das war ein wichtiges Learning: Entweder schaffst du einen Nutzen, für den die User zu zahlen bereit sind, oder du hast Firmen, die performance-orientierte Kickbacks zahlen. Das ist auch der Ansatz bei Skim, wir können Traffic kommerzialisieren, und zwar ohne Sales und Werbung.

Worum geht’s bei Skim genau?
Skim ist ein Spiel, um neue Leute kennenzulernen. Du spielst mit anderen, kannst hochleveln, gewinnst oder verlierst Punkte. Oder für Kenner der Onlineszene: «Badoo meets wrapp». Badoo ist eine grosse Kennenlern-Community mit 100 Milionen Leuten, wrapp ein innovativer Dienst mit Social gift cards. Wir nehmen beide Konzepte und machen daraus ein Spiel.

Wie funktioniert das?
Wir haben uns gesagt: beim Kennenlernen gibt es Hindernisse. Zum Beispiel weisst du nicht, wie du ein Gespräch anfängst. Bei uns sollst du dich spielend kennen lernen, annähern und mehr über einander herausfinden. Das geht Schritt für Schritt. Anfangs kannst du keine Nachrichten senden, was sehr bewusst so gehalten ist. «Gematcht» wirst du anhand von Ort, Alter und Interessen.

Ein Blick auf die Facebook-App SkimDas klingt schwer nach Datingplattform.
Skim ist ein Spiel, keine Datingplattform. Wir wollen uns nicht als Partnervermittlung positionieren. Eine Datingplattform ist wie eine Single-Party, wir hingegen sind eher ein normaler Club, wo du in den Ausgang gehst und Leute triffst. Das Interesse der Nutzer an diesem Konzept sehen wir auch bei Facebook-Ads. Anzeigen à la «die grosse Liebe finden» laufen schlecht, «neue Leute kennen lernen» hingegen sehr gut.

Wie funktioniert euer Geschäftsmodell? Ihr verdient Geld mit einer virtuellen Währung, oder?
Ja, «Skimmies» kannst du erspielen oder kaufen und dann wieder zum Spielen oder für Geschenke ausgeben. Jeder User hat zudem einen Status. Divine, Awesome, good, fair. Du kannst nur Leute skimmen, die einen gleich hohen oder niedrigeren Status haben. Dein Status steigt zum Beispiel wenn andere dich skimmen.

Oder wenn du Skimmies investierst?
Ja. Wir haben das aus dem richtigen Leben abgeschaut. Du bekommst Status durch gewinnendes Auftreten, durch gutes Aussehen oder deinen Ferrari. So ist es auch auf Skim. Wenn du viele Nachrichten austauschst, geht dein Status hoch, ebenso wenn du oft angeskimmt wirst – oder wenn du dein Portemonnaie zückst. Es geht übrigens auch problemlos ohne Geld. Dann musst du dich halt ein bisschen anstrengen.

Was gefällt dir an der Arbeit an Skim?
Das wir etwas Neues erschaffen haben und dass wir ein Geschäftsmodell gefunden haben, das zu funktionieren scheint. Wir messen täglich rund 120 verschiedene Kennzahlen und versuchen herauszufinden, wie wir unser Spiel optimal weiterentwickeln können.

Wie geht es weiter?
Wir haben nun Apps für Facebook, Android und iPhone, die Spielregeln definiert und ein gutes Geschäftsmodell. Zudem haben sich schon über 10‘000 Mitglieder auf Skim registriert. Ziel ist jetzt, einen Partner zu finden, der mithilft, ein schnelleres Wachstum zu finanzieren.

Das heisst?
Wir evaluieren zur Zeit die möglichen Partner. Zum Beispiel Reichweitenpartner, VCs oder Datingplattformen. Dann versuchen wir, für das Wachstum mehr virale Elemente einzubauen, damit machen wir derzeit gute Erfahrungen. Und wir starten in anderen Ländern, zum Beispiel in Südamerika, wo wir bereits jetzt mit einem Medienpartner verhandeln. Primär möchten wir aber zuerst die Schweiz und den deutschsprachigen Raum abdecken.