Haben Sologründer eine Chance oder sollten sie von Beginn an ein Team ins Boot holen? Wir schauen uns die Pros und Contras an.

Gründen: Ein Teamsport? (Bild: istockphoto)Wir haben’s selber schon gesagt: wir halten Team-Gründungen für aussichtsreicher. Aber es gibt auch erfolgreiche Solo-Gründer. Welcher Weg ist besser?

Pro Team-Gründung: Schweinehund bezwingen

Fürs im-Team-gründen spricht der psychologische Gruppendruck. Das ist wie beim Joggen: nehmen wir an, ich will meine Gewohnheiten ändern, um abzunehmen, und fange nun mit dem Joggen an. Wenn ich das alleine mache, finde ich schnell viele Ausreden. Insbesondere um sechs Uhr morgens fallen mir Millionen davon ein. Wenn ich mich aber mit jemandem zum Joggen verabrede, nützen mir meine eigenen Ausreden nichts: ich habe mein Wort gegeben, und die andere Person wird enttäuscht sein, wenn ich nicht in Laufklamotten am Treffpunkt stehe. Also verfluche ich mich, meine Joggingpartnerin – und stehe pünktlich am Treffpunkt. Für sie gilt wahrscheinlich dasselbe.

Aber: Wir haben uns gegenseitig motiviert, uns anzustrengen. Das ist ein grosser Vorteil beim Gründen im Team.

Pro Team-Gründung: kreativer, schlauer, produktiver

Teams mit heterogenen Hintergründen der einzelnen Mitglieder sind kreativer, verfügen über mehr Wissen verfügen und leisten als Gruppe mehr als die Summe der Individuen. So zumindest die Ergebnisse von Untersuchungen über Kreativität und Hot Groups. Ich habe darüber mal meine Master Thesis geschrieben: Making Team Work more creative. Gut zusammengesetzte, reibungslos funktionierende Teams schlagen Einzelkämpfer immer.

Kontra Team-Gründung: Streit und Diskussionen

Der entscheidende Passus beim letzten Satz ist «gut zusammengesetzt, reibungslos funktionierend». Alle Teams durchlaufen Tuckmans Team-Building-Phasen:

  • forming – das Team findet sich zusammen, allen macht es Spass, obwohl man in dieser Phase kaum etwas erreicht
  • storming – die Aufgaben und Rollen im Team werden eingenommen, oft geht es laut zu und die Team-Mitglieder streiten sich dabei – und es gibt viele Sätze mit «ich»
  • norming – die Rollen werden akzeptiert, es werden Wege gefunden, Streit zu vermeiden oder zu klären – uns es gibt viele Sätze mit «wir»
  • performing – die Gruppe wird zum Team, die Produktivität steigt, Aufgaben werden erledigt
Das Problem ist, dass manche Teams die «storming»-Phase nicht überwinden und somit auch nie bei der «performing»-Stufe ankommen. Solo gründen wäre in diesem Fall besser gewesen.

Pro solo: Erfolgsbeispiele

Es gibt einige bekannte Startups, die solo gegründet wurden. Jen von Softwaresmitten.com hat eine Liste von Beispielen für erfolgreiche Solo-Gründungen zusammengestellt, u.a.:

  • Pierre Omidyar von eBay
  • Jeff Bezos von Amazon
  • Sam Walton von Wal-Mart
  • Giacomo Guilizzoni von Balsamiq
Natürlich gibt es auch tonnenweise Beispiele für erfolgreiche Team-Gründungen. Aber erfolglos müssen Solo-Startups also nicht zwangsläufig sein. Gibt es Voraussetzungen für Solo-Gründer? Sandi MacPherson von Quibb.com hat sich damit beschäftigt, was Solo-Gründer erfolgreich macht, und die folgenden Punkte zusammengetragen:
  • technisch gebildet
  • produktorientiert
  • mit vielen Kontakten in der Startup-Szene
  • mit ausreichend eigenem Geld ausgestattet
Wenn du diese vier Bedingungen nicht erfüllst, solltest du lieber nach Mitstreitern für dein Team Ausschau halten. Ein Tipp: suche Mitgründer, die die dir fehlenden Eigenschaften mitbringen. So seid ihr heterogener und kreativer.

Pro solo: Ich bin ein Kontroll-Freak!

Wessel Kooyman weist auf einen weiteren Grund hin, warum Solo-Gründen der einzig mögliche Weg sein kann: Du bist und bleibst ein gnadenloser Kontrollfreak. Du kannst einfach nicht loslassen, und willst alles selber machen, weil du anderen misstraust, die Dinge ordentlich hinzukriegen. Weitere Vorteile: Du kannst alles jederzeit alleine entscheiden, worauf wir auch schon einmal hingewiesen haben. Du musst dafür aber alles alleine umsetzen und verantworten, wenn es in die Hose geht.

Fazit: Gut funktionierende Teams sind besser

-Aber nur, wenn sie gut funktionieren. Solo gründen solltest Du nur, wenn du die Voraussetzungen dazu erfüllst und  Kontrolle schätzst. Dann bist du aber besser dran als in einem schlecht funktionierenden Team.

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