Die SBB wollen mit Startup-Hilfe innovativer werden. Mit einem Coworking Space in Zürich sollen Gründer für Kooperationen gewonnen werden.

Neue Wege bei den SBB {kevin dooley;http://www.flickr.com/photos/pagedooley/2384431097/;http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/deed.de}Zunehmend werden etablierte Konzerne auf die Innovationskraft der Startupszene aufmerksam, so offenbar auch die SBB. Das Unternehmen will auf seinem Kerngeschäft bleiben, aber neue Geschäftsfelder auftun. Dabei soll die bestehende Infrastruktur helfen. Es geht es um Fragen wie «Was liesse sich über Ticketautomaten sonst noch verkaufen?», «Wie könnte man das Shopsortiment erweitern?» oder «Wozu liessen sich Werbeflächen und Onlineauftritt anderweitig nutzen»?

Hier ist das Unternehmen auf der Suche nach neuen Ideen. Die SBB möchten aber nicht selbst aktiv werden, sondern Projekte mit Partnern umsetzen – vorzugsweise Startups. Davon erhofft man sich eine Schnelligkeit, die der Konzern sonst nicht hätte. Getragen wird die Initiative von einem Team innerhalb der SBB, zusammen mit der neugeschaffenen Stelle «Startup Relations». Hier amtet Manuel Gerres, der vorher beim Berliner Startupinkubator Seedlab beschäftigt war. Der 29-jährige fungiert als Schnittstelle zwischen Startups und Konzern.

Coworking als Anreiz

Gründer ins Boot holen will das Unternehmen mit einem Coworking Space bei der Zürcher Sihlpost. Die Idee ist, hier drei bis vier Startups unterzubringen, die mit den SBB als Vertriebspartner arbeiten möchten, nach dem Modell «media for revenue». Ihnen wollen die SBB ein kostenloses Raumangebot bieten. Ein eigener Inkubator sei dagegen kein Thema, es gehe um Partnerschaften, nicht um Investments. Die Jungunternehmen sollen autonom bleiben. Als Vorteile für die Gründer führen die SBB die Partnerschaft mit einer etablierten Marke, Reichweite und ihre Rolle als Türöffner für Kooperationen mit anderen Unternehmen ins Feld.

Hauptbedingung sei, dass das Produkt eines Startups zu den bestehende Kunden der SBB passe. Manuel Gerres: «Ziel ist es, Synergien, Know-How und Netzwerkexpertise zwischen Gründern und der SBB beidseitig zu verstärken und zusammen aufzubauen.» Dafür gesucht werden Startups aus den Feldern New Media, mobile und E-Commerce, Digital Payment und Big Data.

Modell-Fall Justbook

Wie eine solche Zusammenarbeit aussehen kann, zeigen erste Kooperationen, die die SBB mit Jungunternehmen eingegangen sind; etwa dem deutschen Startup Justbook. Der Last-Minute-Hotelbuchungsdienst wird von den SBB online beworben, diese erhalten im Gegenzug eine Umsatzbeteiligung für die Kunden, die sie Justbook verschaffen.

Müssen sich interessierte Startups in die Karten schauen lassen? Ja, so Manuel Gerres, schliesslich gehe es um die Suche nach gemeinsamen Geschäftsmodellen. Vor Ideenklau müssten die Startups aber keine Angst haben, sagt Gerres, allein schon weil die SBB ihren Ruf nicht auf Spiel setzen könnten. Zudem werde man den Jungunternehmen auch rechtliche Sicherheit bieten, Absichtserklärungen und Geheimhaltungsvereinbarung seien vorgesehen. Unser Rat: In jedem Fall sollten Startups die Konditionen im Vorfeld genau unter die Lupe nehmen.

Startups, die sich für eine Kooperation mit der SBB interessieren, können sich an einem Pitch-Event am 31. Januar präsentieren. Gesucht sind erster Linie Jungunternehmen, die sich in der Seedphase befinden.