Das Problem wird oft beklagt: fehlende Innovation bei Printmedien. An den etablierten Verlagen vorbei versucht es nun ein Jungunternehmer mit einem radikal neuen Magazinkonzept.

Eine Zeitschrift, die ohne Redaktion auskommt und zu 100 Prozent auf user generated content setzt: Das ist die wagemutige Idee von Jungunternehmer Markus Bucheli. Der 28-jährige lanciert mit Mag20 Mitte August ein Magazin, das ein für die Medienbranche brandneues Vergütungsmodell mitbringt: eine Gewinnbeteiligung für Autoren.

Die selbsterklärte Mission des Startups: Print zu demokratisieren und bei der Produktion und Auswahl der Inhalte ganz auf das Konzept Crowdsourcing zu vertrauen. Das soll so funktionieren, dass jeder auf der Website von Mag20 Artikel veröffentlichen kann. Die populärsten 20 davon landen anschliessend in einer wöchentlichen Printausgabe. 

Diese finanziert sich über Anzeigenwerbung und wird in einer Druckauflage von 50’000 Exemplaren in den grössten Städten der Deutschschweiz gratis verteilt (Basel, Bern, Luzern, St. Gallen, Winterthur, Zug und Zürich). Ausserdem kann das Magazin zum Preis des Portokosten – 52 Franken pro Jahr – abonniert werden. Die Artikel sollten ursprünglich unbezahlt bleiben, worauf das Startup teilweise negatives Feedback erhielt. «Wir wurden richtiggehend in die Abzockerecke gestellt», sagt Bucheli. Darauf reagierte der Gründer entschieden und entschloss sich, ein innovatives Vergütungsmodell einzuführen. 50 Prozent des möglichen Gewinns – noch ist ja unklar, ob das Projekt ein kommerzieller Erfolg wird – soll an die Autoren gehen, die es ins Magazin geschafft haben. Den Autoren werde jährlich vor der möglichen Auszahlung die Buchhaltung offengelegt.

Ein 2-Personen-Verlag

Hinter diesem Projekt steht ein frischgebackener Jungunternehmer und Neuling im Medienbereich. Bucheli hat eine Ausbildung als Wirtschaftsprüfer und arbeitete zuvor bei PwC. Ende November 2011 kündigte er seine Stelle, seit Anfang April ist er Vollzeit für sein Startup aktiv. Das ist schlank aufgestellt: Mag20 soll mit nur zwei festen Mitarbeitern auskommen, der Rest (Layout, Korrektorat, Druck und Vertrieb) wird ausgelagert.

Im Gespräch wird schnell klar: Das Prinzip «Wisdom of Crowds» hat es dem Jungunternehmer angetan. Die Empfehlungsqualität werde oft unterschätzt, meint Bucheli. Er ist sich sicher, dass durch den Mechanismus Onlineabstimmung – basierend auf Weiterempfehlungen – sowohl für Qualität als auch für Vielfalt und Relevanz der Inhalte gesorgt ist. Gleichzeitig sieht er sein Startup als Beitrag zur Medienvielfalt.

Für Markus Bucheli ist Mag20 ein Experiment, das er wagen will um seine Idee zu testen. Es sei das richtige Zeitfenster für eine solche Plattform, da nun die Werkzeuge bereitstünden, um sie umzusetzen. Er habe sich gefragt, warum noch niemand vor ihm eine solche Zeitschrift realisiert habe.

Partnerschaften für Inhalte stehen

Um sicherzustellen, dass während der Startphase bereits genügend Inhalte bereitstehen, setzt Bucheli auf Partnerschaften mit anderen Magazinen. Mit von der Partie sind unter anderem der Schweizer Monat, Bar-Storys, das PunktMagazin, Reportagen, RCKSTR, Amina Chaudri, Die Angelones, Journal21, Blogwerk, The Brander, Transhelvetica sowie Politnetz.ch.

Ihnen will Mag20 den Anreiz einer zusätzlichen Reichweite bieten, da sie sich mit ausgewählten Artikeln einem grösseren Publikum zeigen können. Bucheli meint: «Die Kooperationen mit den Medienpartnern sind für den Projekterfolg zentral. Ich hoffe, dass alle davon profitieren können.»

Da das Printmagazin kostenlos verteilt wird, hängt der Erfolg der Plattform und damit auch die Vergütung der Autoren ab vom wankelmütigen Anzeigenmarkt. Bisher macht Bucheli die Akquise der Anzeigen selbst, zum Start übergibt er an eine Agentur. Für Druck, Vertrieb und Betriebskosten fallen pro Ausgabe rund 16’000 Franken an: Die bislang verkaufte Werbung reiche aus, um diese Kosten während der ersten paar Wochen zu decken. Da viele Anzeigenkunden erst sehen wollten, wie das Magazin sich entwickle, sucht Bucheli derzeit noch nach Überbrückungsfinanzierung. So wäre die Startphase gesichert, bis sich mehr Werbekunden vom Magazin überzeugen lassen. Zurzeit seien vielversprechende Gespräche mit einem Investor in Gang, so der Gründer.