Wer ein Startup gründet, wird getrieben vom Feuer für sein Produkt – die Buchhaltung kann da rasch zur mühsamen Bürokratie werden. Sie früh auszulagern spart darum eine Menge Nerven.

von Manuel Reinhard, Gründer Ticketpark

Startup-Tagebuch: Manuel ReinhardEigentlich hätten wir es eher merken müssen. Schliesslich sass ich im Publikum, als Memonic-Gründer Dorian Selz an der FOWA in London seine Präsentation «24 Hints to Build a Super Lean Startup» gegeben hat. Punkt 4 lautete: Besorg dir einen professionellen Buchhalter. Und zwar schon in einer frühen Phase des Startups, bevor es viel Geld kostet, das sonst entstehende Chaos wieder zu ordnen.

Nun, als wir unsere GmbH gründeten, hatten wir andere Prioritäten im Kopf. Buchhaltung war zwar ein Thema und wir haben auch einiges in diesem Bereich unternommen. Zum Beispiel haben wir, im eigenen System integriert, ein Buchhaltungsjournal geführt und hatten den Plan, daraus später auch Dinge wie Jahresabschlüsse zu generieren. Doch professionelle Hilfe haben wir dabei nicht in Anspruch genommen.

Das lief soweit ganz gut – bis irgendwann die ersten Zettel in Haus flatterten, die es auszufüllen galt: Mehrwertsteuerabrechnung? Steuererklärung? Sozialversicherungen? Definitiv nicht unsere Kernkompetenzen. Was nicht heisst, dass wir nicht den Überblick über unsere Finanzen hatten. Nur halt nicht in der Form, wie dies erforderlich gewesen wäre.

Der Profi muss her

Irgendwann kam somit der Punkt, an dem wir uns eingestehen mussten, doch den Profi an Bord holen zu müssen. Wir suchten uns einen Buchhalter, der sich in unsere Situation einfühlen konnte. Die Ziele: möglichst wenig Aufwand betreiben und möglichst viele Abläufe automatisieren. Schliesslich wollten wir uns auf unser Kerngeschäft konzentrieren.

Zum Glück wurden wir fündig. Wir liessen uns dann auch gerne überzeugen, dass es sinnvoller ist, auf eine bestehende Buchhaltungslösung umzustellen. Kombiniert mit dem, was unser eigenes System bereits lieferte, konnten wir so eine auf unsere Bedürfnisse zugeschnittene Lösung zurechtschneidern, welche den Aufwand für das Führen der Buchhaltung auf ein Minimum reduzierte.

Unsere Learnings

Man hat bekanntlich nie ausgelernt. Der Prozess, bis wir eine brauchbare Buchhaltungslösung im Einsatz hatten, dauerte länger als dies bei richtigem Anpacken nötig gewesen wäre. Allerdings hat uns das ein paar wertvolle Punkte klar gemacht:

  • Das Führen eines Startups beinhaltet weit mehr als nur Kompetenz auf dem eigentlichen Kerngeschäft.
  • Es ist hilfreich, sich sowohl vor als auch nach der Gründung immer wieder mal mit den Pflichten eines Geschäftsführers (PDF) zu beschäftigen. Denn ein Missachten derselben kann im schlimmsten Fall zu einer Haftung mit dem Privatvermögen führen.
  • Ein Startup kommt nicht darum herum, auch Know-How über das Buchhaltungswesen zu besitzen. Dieses kann man zu einem grossen Teil extern angezapfen, doch die Grundlagen müssen auch intern beherrscht werden. In unserem Fall hat dies dazu geführt, dass ich als Geschäftsführer wieder für einige Stunden die Schulbank drücke…

Wir haben uns übrigens für eine eher klassische Lösung entschieden, in dessen Zentrum die Schweizer Software ShakeHands steht. Wem dies nicht zusagt, findet heute auch Alternativen, die bis zum kompletten Outsourcing reichen.

Wofür man sich auch immer entscheidet: Das frühe Einbeziehen eines Profis macht Sinn. Wir haben es inzwischen auch gemerkt.