Die Restaurant-Plattform Lunchgate hat Appetit auf Wachstum und sucht nach Investoren.

Das Grundkonzept ist denkbar simpel: Warum nicht Speisekarten von Restaurants tagesaktuell im Netz verfügbar machen? Dieser Idee hat sich das im Mai 2009 gegründete Unternehmen Lunchgate angenommen. Bei der Umsetzung in ein funktionierendes Geschäftsmodell kamen zusätzliche Ansätze dazu. Ausserdem merkten die Gründer, wo sich trotz Einfachheit noch Schwierigkeiten versteckten.

Den Gründern Qris Riner und Marc Locher ging es von Anfang an darum, die Daten nicht nur in ein Onlineverzeichnis zu stellen, sondern sie auf möglichst vielen Kanälen verfügbar zu machen. So können die einmal vorhandenen Daten vielseitig eingebunden werden: auf der Webseite des Lokals, auf Partnerplattformen, bei Facebook und Twitter und als RSS-Feeds; sie sind via iPhone-App verfügbar und lassen sich für Druckvorlagen und Newsletter exportieren. Lunchgate stellt ausserdem bewusst eine offene API zur Verfügung, um eine Weiterverwendung der Daten möglichst einfach zu machen.
Der Grund für die offene Plattform ist für Qris ein klar erhöhter Kundennutzen. Besucher können so ihre bevorzugte Zugangsvariante frei wählen und für die Anbieter ist eine breite Erreichbarkeit ohnehin von Interesse.

Geolocation per App

Ein Fokus des Angebots liegt auf dem mobilen Zugang via App, die auch per Geolocation die nächstgelegenen Restaurants ausfindig macht. Im Januar 2010 kam zu den Online-Speisekarten ein weiteres Feature hinzu. Quasi als Fortsetzung zu Googles Streetview erlaubt Lunchgate Einblicke ins jeweilige Lokal – also ganz ähnlich wie beim auf Ladengeschäfte fokussierten Startup Shopalive, über das wir Ende 2010 berichtet haben. Anders als beim hochambitionierten Shopalive, das auch gleich noch eine E-Commerce-Lösung im Gepäck hat, sind aber bei Lunchgate noch keine transaktionsbasierten Elemente eingebaut.

Bislang ist Lunchgate nur in der Deutschschweiz aktiv, rund 700 Restaurants sind inzwischen online begehbar. Die Gastronomen zahlen für das Listing ihres Lokals bei Lunchgate eine jährliche Abogebühr, je nach Anforderungen ab 360 Franken. Insgesamt macht Lunchgate bereits eine Million Franken Umsatz.

Das Team besteht momentan aus 12 Leuten, die sich auf 8 Vollzeitstellen verteilen. Entwicklung und Sales halten sich ungefähr die Waage. Das grosse Salesteam ist laut Qris ein Muss bei der Arbeit im Gastrobereich,  man komme in der Kundenansprache um aufwändige Aussendienstarbeit nicht herum. Ausserdem seien die wenigsten Gastronomen besonders webaffin. Entsprechend viel Erklärungsbedarf haben Social-Media-Konzepte im Gespräch mit den Wirten – eine ganz eigene Herausforderung für das Jungunternehmen.

Zuletzt wuchs Lunchgate mit Medienpartnerschaften und Affiliate-Marketing. Die Onlineauftritte von beispielsweise Blick oder Südostschweiz binden Lunchgate ein, ebenso die Plattform zuri.net. Die Kooperation erstreckt sich auch auf das Advertising, so verkaufen die Zeitungen Inseratekombos, die Lunchgate-Abos beinhalten, was eine weitere Komponente des Geschäftsmodells ausmacht.

Transaktionen in Zukunft

Neben dem Ausbau der Kundenbasis trägt sich Lunchgate auch mit weiteren Wachstumsplänen. Zum einen überlegen sich die Gründer einen Marktstart in Deutschland. Zum anderen soll das Geschäftsmodell erweitert werden. Lunchgate hat mehrere Ansätze in der Pipeline, die bislang noch nicht kommuniziert werden, das Hauptstichwort sind aber transaktionsbasierte Funktionen. Man könnte sich vorstellen, dass hier unter anderem Online-Reservationen im Gespräch sind – also die Möglichkeit, per Web oder App Tische zu reservieren. Ein momentan interessantes Geschäftsfeld: Wie TechCrunch vor wenigen Tagen berichtete, hat etwa das spanische Reservationsportal restalo.es mit einem solchen Modell eine Finanzierungsrunde über eine Million Euro eingesammelt.

Was die Erfahrungen aus zwei Jahren Startup angeht, hat Qris mehrere Erkenntnisse für angehende Gründer in petto:

  • Nicht zu knapp kalkulieren: Egal in welchem Bereich – es könne immer länger dauern und mehr kosten, so Qris. Mit einer allzu sportlichen Planung bei den Entwicklungszielen, den Kosten oder dem Nutzerwachstum komme man schnell in Bedrängnis.
  • Frühzeitig mit Investoren Kontakt aufnehmen. Auch wenn man noch kein Geld benötige sei ein Erstkontakt schon sinnvoll, ebenso wie laufende Updates und Kommunikation. Das zahle sich oft später aus.
  • Verankerung in der realen Welt: Die meisten Geschäftsmodelle funktionieren nicht rein in der virtuellen Welt und brauchen Saleskompetenz und -Power. Diesen Arbeitsaufwand darf man nicht unterschätzen.
  • Keep it simple: B2B-Technologiedienstleistungen zu verkaufen ist Erklärungsarbeit und die meisten Kunden sind nicht auf dem gleichen Stand wie man selbst. Wer nicht nur early Adopter im Blick hat, muss das einkalkulieren.

Rund ein Dutzend Investoren sind beim vor zwei Jahren gestarteten Jungunternehmen bereits an Bord, laut Qris mit einem 7-stelligen Betrag. Für die weitere Expansion streben die Gründer zurzeit eine zweite Finanzierungsrunde an und suchen interessierte Investoren.