Beim Gründen sparen und seiner eigener Chef bleiben: Wir haben einige Anregungen dazu, wie das gehen kann.

Bootstrapping für StartupsFremdfinanzierung eines Startups bringt bekanntlich Trade-Offs mit sich. Diese in Kauf zu nehmen, ist aber nicht die Hauptherausforderung. Denn einen oder mehrere Investoren zu finden, bleibt für den Grossteil aller Startups ein unerreichbares Ziel.

High-Profile Universitäts-Spinoffs mit Patenten im Rücken haben in der Regel gute Aussichten. Wer aber einen Onlinehandel aufziehen will oder ein mässig skalierbares Unternehmen, der hat nur minime Chancen. Guy Kawasaki meinte einmal, für den Durchschnittsunternehmer sei es kaum so wahrscheinlich, wie auf dem Grund eines Swimmingpools vom Blitz getroffen zu werden – an einem sonnigen Tag.

Die Alternative ist das Gründen aus eigenen Mitteln. Geld sparen steht dabei am Anfang. Der eigentliche Kern des Bootstrapping ist das aber nicht. Im Zentrum steht das Maximieren des Outputs, den man für Zeit, Geld und seine Anstrengungen erhält. Das ist im Wesentlichen die klassische Unternehmer-Fähigkeit, seine Ressourcen am gewinnbringensten einzusetzen.

Das Teilzeit-Startup

Die Burn-Rate, also das Mass in dem einem das vorhandene Geld ausgeht, ist das Mass aller Dinge. Sie ist viel höher, wenn die Opportunitätskosten dazukommen, keinen Job zu haben und man nur mit angespartem Geld operiert. Darum ist es eine gute Idee, in der Startphase ein finanzielles Standbein zu haben. Je länger man seinen Day-Job neben dem Startup behält, desto besser.

Das ist gerade im Hinblick auf den Point of no Return wichtig: Ein wichtiger Schritt für jedes Startup ist die Validierung der Geschäftsidee. Ob sich mit einem neuen Produkt wirklich Geld verdienen lässt ist erst dann klar, wenn man es mit einem Prototypen versucht hat. Das gilt auch dann wenn man den Markt eigentlich sehr genau kennt. Bis der Proof-of-concept gemacht ist, man die Nachfrage und Zahlungsbereitschaft abschätzen kann, steht ein möglicher Erfolg noch ganz in den Sternen. Wenn man bis dann noch einen (Neben-)Job hat, schläft man deutlich besser.

Eine Alternative dazu ist, sein Startup zu diversifizieren. Je nach Branche ist es eine Option, mit Auftragsarbeit Geld zu verdienen. Im Softwaregeschäft zum Beispiel ist Beratung ist eine Möglichkeit, Entwicklung eine andere.

Preiswert gründen

Die Einmal-Kosten beim Gründen niedrig zu halten, ist erste Priorität. Das geht zum Beispiel mit gebrauchten Möbeln und Computern, mit Opensource und Gratistools: Google Docs und Spreadsheets sind umsonst, eine gute Auswahl an beispielsweise CMS-Lösungen oder Officetools aus der Opensource-Sphäre sind inzwischen Mainstream.
Günstige Software: Sich umschauen und vergleichen lohnt. Wer auf proprietäre Software angewiesen ist, bekommt diese als KMU oder Startup in der Regel günstiger. Für Tools zur Finanzbuchhaltung siehe etwa den Gastbeitrag von Eric Fischer. Für Software-Startups gibt es Partnerprogramme und günstige Angebote wie die Altlassian Starter License.
Beim Telefonieren bieten sich fürs erste Voip und Skype an. 1000 Franken im Jahr an Telefonkosten sparen mag nicht nach viel klingen, aber gerade die kleineren Dinge summieren sich.

Laufende Kosten niedrig halten

Entweder fürs erste aufs eigene Büro verzichten, oder sich nach einem wirklich günstigen Ort umsehen: Miete ist neben eventuellen Lohnkosten die Hauptausgabe der allermeisten Startups – entsprechend gross ist das Sparpotential. Ich kenne eine Softwarefirma, die sich aus diesem Grund im Zürcher Weinland angesiedelt hat. Man ist zwar ab vom Schuss, profitiert im Gegenzug aber von den niedrigsten Immobilienpreisen des Kantons und einem Arbeitsweg, der sich gerade umgekehrt zu den Pendlerströmen verhält.

Grösster Punkt auf der Minusseite sind für die meisten Startups wie gesagt die Lohnkosten. Darum ist – gerade in der Rezession – die Entlöhnung via Beteiligung besonders häufig anzutreffen. Gut für Gründer: Der Markt für potentielle Startup-Angestellte verhält sich antizyklisch zum restlichen Arbeitsmarkt. Wenn die Konjunktur schwächelt und das Geld knapp ist – also dann wenn Löhne zahlen kaum geht -, sind gute Arbeitsplätze ebenfalls schwierig zu finden und Startup-Jobs werden attraktiver. Darum ist es dann auch aussichtsreicher, Team-Mitglieder zu finden, die für eine Beteiligung mit von der Partie sind und vorerst auf einen Lohn verzichten. Natürlich setzt das voraus, dass man allen Beteiligten zu jedem Zeitpunkt reinen Wein einschenkt über Chancen und Aussichten.

Wie sehr auch immer man die Kosten im Griff hat: Das Bootstrapping eines Startups kann wie jede Firmengründung schiefgehen. Man sollte also nicht seine Existenz so an das eigene Startup hängen, dass man mit privaten Schulden in den Seilen hängt, falls ein Worst-Case-Szenario eintritt. Auch wenn gerade „nicht aufgeben wollen“ berechtigterweise ein Ansporn und Hauptmotivator für Gründer ist – es muss nicht der Wichtigste sein. Darum fährt besser, wer ein Startup wie das behandelt, was es im Grund ist: ein Wagnis. Das heisst so, dass auch ein Fehlschlag kein Weltuntergang ist. Und dass man bald danach wieder einen neuen Versuch starten kann.

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(Bild: Marlon Bunday, CC-Lizenz)