Auftakt zur neuen Serie auf Startwerk – Bootstrapping oder: Wie gründet man ein Unternehmen ohne viel Geld?


Bootstrapping: Gründen mit (fast) leerer Kasse

So wie der berühmte Baron sich an den eigenen Stiefelriemen aus dem Sumpf zieht, lassen sich Startups aus eigenen Mitteln gründen – so die Idee von Bootstrapping. Positiv formuliert ist Bootstrapping eine Methode, mit der sich ohne Abhänigkeit von Investoren ein Unternehmen aufbauen lässt.

Idealisiert man nicht, heisst das aber auch: Erst einmal ohne Lohn auskommen, mit knappen Ressourcen wirtschaften und sich beim Geldausgeben in Askese üben. Das eigene Geld muss zuerst herhalten und die Firma im sogenannten «valley of death» über Wasser halten. Später wird hauptsächlich durch interne Cash-Flows weiterentwickelt. Das bringt einen Trade-off mit. Zwar verlieren Gründer keine Zeit mit der Suche nach Investoren und dem dazugehörigen Klinkenputzen, dafür beansprucht das Finden von Sonderangeboten und kreativen Möglichkeiten zum Geldsparen seine Zeit.

Bootstrapping ist in verschiedenen Szenarien eine gute Idee. Zum einen, wenn man selbst finanzieren, kein Eigenkapital aufgeben und sich keinen Wachstumszwang aufbürden will. Und natürlich: wenn man mit wenig Geld auskommen muss. Das gilt praktisch immer für Startups, deren Geld von den Gründern selbst, Familie und Freunden kommt.

Not oder Tugend?

Guy Kawasaki ist generell der Meinung, dass Startups mit wenig Geld die besseren Unternehmen sind. Sie konzentrieren sich – vereinfacht gesagt – auf das Wesentliche.
Bootstrapping bedeutet nämlich vor allem eins: ressourcenschonendes Arbeiten und gute Planung. Wer weiss, dass er jeden Rappen zweimal umdrehen muss bis sein Unternehmen in die Gewinnzone kommt, braucht einen umso genaueren Fahrplan, besonders bei den Finanzen und in der Produktentwicklung. Dort heisst es unter anderem

  • nur soviel Produkt wie nötig, keine Zusatzfeatures
  • schnell am Markt sein
  • Produkt gnadenlos an Feedback ausrichten
  • schnell erste Cash-Flows generieren
  • die Gründer konzentrieren sich auf ihr Kernkompetenzen
  • alles andere wird ausgelagert

Das heisst einerseits, schnell ein vorläufiges Produkt am Markt zu haben, um erste Verkäufe verbuchen zu können. Neben dem Proof-of-Concept geht es auch darum, schnell Ramen-profitabel zu werden. Die Formulierung (die in den USA zu einem festen Begriff geworden ist) bezieht sich auf die Instant-Nudeln mit dem gleichen Namen, mit dem Sinn: zumindest genug Erträge damit die Gründer davon leben können. Sobald das erreicht ist, hat man eine Plattform, von der aus sich der Kurs aus eigener Kraft anpassen lässt.

Die andere Seite des Bootstrapping: man spart, wo man kann. Das kann sich schnell bei den eigenen Lebenskosten auswirken und tut dies oft auch. Auch wenn man sich vornimmt, privaten Konsum und Wohlergehen des Startups trennen – in der Praxis klappt das selten dauerhaft. Darum ist Bootstrapping auch nur begrenzt geeignet, wenn man beispielsweise eine Hypothek bedienen muss.

Hauptsächlich gilt es, beim Gründungsprozess zu sparen:

  • bei der Suche nach Hosting oder dem Einkauf von Hardware
  • Spezialkonditionen aushandeln, gebraucht kaufen
  • erst einmal kein eigenes Büro
  • sparsames Einstellen von zusätzlichem Personal
  • bei Software: Partnerprogramme nutzen
  • Bürotools von günstigen Software-as-a-Service-Anbietern
  • allgemein: Fixkosten niedrig halten

Achtung: Wo sich kaum sparen lässt und wo das auch nicht sinnvoll ist, sind Buchhaltung und das Rechtliche. Korrekte Gründungsvereinbarung, Aktionärsbindungsvertrag, eine wasserdichte Buchhaltung für die Steuern, etc. ersparen späteren Ärger und lassen ruhiger schlafen.

Soviel zu Teil eins der neuen Bootstrapping-Reihe. In dieser Serie möchten wir mit eigenen Artikeln und Gastbeiträgen der Frage nachgehen, was an der Bootstrapping-Schule dran ist und wo sich beim Gründen Geld sparen lässt. Während dieser Serienauftakt als Einführung im Allgemeinen bleibt, werden wir in weiteren Beiträgen einzelne Themen aufgreifen und unter die Lupe nehmen.

Porträts von Bootstrapping-Startups