„Abseits ist, wenn der Schiedsrichter pfeift“, soll Fussball-Kaiser Franz einst gesagt haben. Dank des ETH-Spinoff Liberovision können Fernsehzuschauer genau nachvollziehen, ob der Schiri zurecht das Spiel unterbrochen hat.

Offside oder nicht? Liberovision bringt Klarheit.Im Sport geht es oft um Zentimeter, um Sekundenbruchteile, die über Glück oder Unglück entscheiden. So auch im Fussball und seiner wohl umstrittensten und für Laien unverständlichsten Regel: dem Abseits. Was der Schiedsrichter in einem Moment, oft aus ungünstiger Position, mit Hilfe des besser postierten Linienrichters entscheiden muss, können Fernsehzuschauer auf der ganzen Welt in tausendfacher Zeitlupe nachvollziehen. Noch komfortabler wird das mit den Hilfsmitteln von Liberovision, mit denen sich Bewegungen und Abläufe auf dem Spielfeld minutiös nachzeichnen lassen.

Gegründet wurde Liberovision im Juni 2006 als Spin-off der ETH Zürich von Stephan Würmlin und Christoph Niederberger, die beide ihre Doktorarbeit am Computer Graphics Laboratory abgeschlossen hatten, sowie ihrem Professor und Doktorvater Markus Gross. Sie beschäftigten sich schon lange mit Multikameraanalyse und möglichen Anwendungen. Da sie selber aktiv Sport betrieben, kamen sie auf die Idee, ihre Technologie auf Sportübertragungen anzuwenden. Hilfe bei der Gründung des Startups erhielten sie aus diversen Kursen des Venture Lab und von der Förderagentur für Innovation des Bundes, KTI.

Die von Liberovision entwickelte Technologie Discover Eye ist in der Lage, aus den Fernsehbildern neue Bilder aus neuen Blickwinkeln zu berechnen und darzustellen, und so bei einer Fussballübertragung zum Beispiel das Spielfeld aus dem Blickwinkel des Linienrichters darzustellen. Die ersten Kunden liessen nicht lange auf sich warten, zum Beispiel arbeitete man schnell mit Tele Club Schweiz zusammen. Als das System dann bei der Europameisterschaft 2008 vom ZDF verwendet wurde, bedeutete dies den internationalen Durchbruch. Mittlerweile benutzen neben dem ZDF und dem amerikanischen Sportkanal ESPN zehn Kunden aus aller Welt die Technologie von Liberovision, vor allem bei Übertragungen von Fussball, American Football und neuerdings Basketball.

Mit mittlerweile elf Mitarbeitern ist Liberovison im Technopark Zürich stationiert und arbeiten am selbsterklärten Ziel, zur führenden Firma im Bereich „media content enhancement“ aufzusteigen, vor allem im Bereich des Internets. Der nächste Schritt soll an der Fussball-Weltmeisterschaft 2010 erfolgen.